Johannes Schmidt – Teil 1

»Sieh zu, dass die Heizung nicht ausgeht, es ist kalt draußen…« hatten sie ihrem Sohn noch unter der Tür zugerufen, bevor sie das Haus verließen, »…und mach kein Chaos. Tante Klara schaut morgen vorbei, nicht dass sie der Schlag trifft.«
Michaels Eltern fuhren zu Freunden, die sie noch vom alten Wohnort her kannten und würden Weihnachten bei ihnen verbringen. Damit war Michael, der von seinen Freunden Mike gerufen wurde, das erste Mal allein im Haus. Ideal, um endlich mal Sachen zu machen, die bei einem 16jährigen sonst zu erheblichen Problemen führen würden…
Michael setzte sich vor den Fernseher und rief Robby an, Michaels Eltern hatten ihren Segen gegeben, dass sein bester Freund die zwei Tage bei ihm übernachten durfte.
Die Beiden nahmen sich vor, endlich die verbotenen Videos anzusehen, die ihnen ihr Schulfreund Ralf über die Ferien geliehen hatte. Zu den Inhalten der Filme hatte er nicht viel gesagt.
»Porno ist glaub ich auf der einen, hab ihn aber noch nicht angesehen« meinte er wie beiläufig, als er Robby die Filme mit in die Ferien gab.
Da Robby in derselben Straße wohnte, stand er nur wenige Minuten nach Michaels Anruf in der Tür, in der Hand eine Plastiktüte mit den Videokassetten.
»Hi Mike. Geil, zwei Tage sturmfreie Bude« sagte er noch in der Tür, während er sich die Schneeflocken von seinem Anorak schüttelte. »Haste genug zu trinken im Schuppen?«
»Logisch. Cola, Limo, Bier, Schnaps und im Keller ist Wein, Knabbersachen und all diese Dinge. Es ist genug da, um nicht aufzufallen, wenn was fehlt.«
Kurz darauf flimmerte der erste Film über die Mattscheibe. Sie saßen auf der Couch, aßen Chips und tranken Cola.
Auf dem Tisch brannten ein paar Kerzen, in der Ecke leuchtete der Weihnachtsbaum und der offene Kamin verbreitete die passende, winterliche Stimmung. Michael kuschelte sich auf der Couch zusammen und schielte zu seinem Freund. »Alles ok?«
»Yepp, schön ist das heute hier, so ganz alleine. Und so richtig gemütlich. Hab ja nix gegen deine Eltern aber wir haben ja auch nix dagegen, wenn sie nicht da sind, oder?« Er lachte.
Michael grinste zurück. »Klar, du hast Recht.«
»Man, der ist total langweilig,« mokierte sich Robby nach einer halben Stunde. Das erste Video war ein Abenteuerschinken erste Güte und für zwei Jungs in dem Alter schlichtweg eine Katastrophe. »Leg mal den Anderen rein.«
»Welchen?«
»Egal, jedenfalls den kann sich Ralf sonst wohin schieben. Hoffentlich hat er noch was Besseres auf Lager.«
Michael legte eine andere Kassette ein und setzte sich wieder neben Robby. Unauffällig schielte er nach einer Weile zu seinem Freund.
Robby war sein bester Freund, sie waren sich seit dem Kindergarten vertraut und es gab keine Geheimnisse voreinander. Aber da war etwas, das Michael in letzter Zeit beschäftigte. Gerade neulich, nach dem Sport, im Umkleideraum.
Robby hatte den Spind neben ihm und bis zu diesem Tag war das Umziehen eine notwendige, wie auch gewohnte Prozedur, genau wie das Duschen davor. Aber da war plötzlich etwas anders. Als sie ihre verschwitzen Sportsachen auszogen, bemerkte Michael den süßlichen Geruch den Robby ausströmte. Er erschrak darüber, noch mehr aber, dass ihn irgendetwas daran erregte. Es war nicht dieser stechende Schweißgeruch, den verabscheute er – oder zumindest empfand er das bei Robby nicht so.
Robby seifte sich später unter der Dusche ein, ließ das Wasser an sich herunter laufen – so wie schon etliche Male zuvor. Michael stand neben ihm und erwischte sich, wie er Robby zum ersten Mal genauer betrachtete. Der schlanke Körper, seine flache Brust, welche von einer schönen Goldkette geziert wurde, das lockere Spiel der Muskeln, die Haut, die wegen Robbys südlicher Herkunft immer leicht gebräunt war, die dichten schwarzen Schamhaare und den Penis, der sich in diesem Polster fast unsichtbar machte. Robby war nur ein Jahr älter als er und manchmal dachte Michael, dass Robby wirklich erwachsener war.
Damals regte sich dieses Etwas in Michael und er zwang sich an etwas anderes zu denken. Nach dem Duschen beobachtete er, wie Robby seinen Slip anzog, wie er mit der Hand seinen Schwanz zurecht rückte, damit er gut in der knappen Hose saß. Michael spürte sein Herz klopfen, fühlte etwas in sich, das er bis dahin nicht kannte. Als sich Robby umdrehte um das Deo aus dem Fach zu nehmen, war es Michael Sekunden gegönnt, den herrlich geformten Hintern zu studieren. Die schmale Taille, die leicht behaarten, geraden Beine. Michael war an dem Tag völlig verwirrt, denn so kannte er sich nicht.
Später, als er zu Hause war, legte er sich, wie immer, auf sein Bett, um sich auszuruhen. Aber dazu kam es an diesem Tag nicht. Immer wieder tauchte Robbys Körper vor ihm auf. Wie im Reflex fasste Michael in seine Hose und nahm seinen Penis in die Hand. Nur wenige Minuten brauchte er bis zum Orgasmus und war daraufhin ziemlich deprimiert. Zumal er viel kräftiger abspritzte als sonst. Was sollte das plötzlich alles?
Dieses Erlebnis hatte ihn noch die Nacht lang verfolgt, dann schien es vorbei zu sein.
Aber jetzt, als er hier auf der Couch neben ihm saß, kehrte die Erinnerung daran zurück, stärker noch als zuvor. Er hatte seine Gefühle verdrängt, das wurde ihm jetzt klar.
Robbys lange Wimpern, die dichten, schwarzen Haare, die in einigen, frechen Locken in die Stirn fielen, das Glitzern der Kerzen in seinen Augen – ein neues Gefühl kam hinzu. Er war schön. Er roch gut, betörend fast und seine Stimme hatte in letzter Zeit etwas, das sich Michael nicht erklären konnte und unruhig machte. Die Hände. Niemals waren ihm Robbys Hände oder seine gepflegten Nägel so aufgefallen.
Michael spürte, wie ihn etwas zu seinem Freund hinzog. Was würde Robby sagen, wenn er jetzt einfach den Kopf an seine Schulter lehnen würde? Aber er dachte auch, dass es etwas Unnormales sein musste. Man durfte als Mann einen anderen Mann nicht schön finden; so gerne er seinen Freund berührt hätte, das durfte man nicht; man durfte sich auch nicht befriedigen, wenn man an einen Mann dachte. Die Gedanken daran begannen ihn allmählich zu ängstigen.
Er kannte zwei Jungen aus der Schule, die sich sogar schon mal richtig geküsst hatten – im Umkleideraum, als sie sich unbeobachtet fühlten. Er sah es, doch sie bemerkten ihn nicht. Er hatte es auch für sich behalten und jetzt erst fiel ihm auf, dass er das nicht abstoßend fand. Und nun dieser heimliche Wunsch, dass gleiche mit Robby zu tun.
Aber er fürchtete sich vor einem Wort, das in der Schule immer einmal wieder fiel – schwul. Es war für ihn kein Wort, es war schlichtweg der Ausdruck für alles Ekelhafte und Schmutzige, was es geben musste. Er hatte sich mit diesem Thema noch nie richtig beschäftigt, es interessierte ihn einfach nicht. Und deshalb konnte dieses Wort, konnte dieser damit verbundene Zustand, nicht auf ihn zutreffen. Er versuchte sich den aufkommenden Gefühlen seinem Freund gegenüber zu widersetzen.
Die Handlung des Films war an ihm vorübergegangen und Michael musste sich darüber nicht ärgern, Robby schien sich auch schon wieder zu langweilen.
»Versuchen wir es mit einem weiteren Film?« fragte Michael.
Robby sah ihn plötzlich merkwürdig an.
»Hey, was ist mit deiner Stimme?«
Michael erschrak. Sollte man ihm seine Gedanken schon anhören? »Nichts, was soll damit sein?« Er versuchte so rasch wie möglich männlich zu klingen, wusste allerdings nicht, wie er das anstellen sollte – er hatte sich ja nicht hören können.
»Weiß nicht, so hast du noch nie geklungen.«
»Quatsch, das bildest du dir ein.«
Michael wurde heiß, als er den dritten Film einlegte.
Als er sich umdrehte, spürte er einen Stich. Zwei Augen musterten ihn, schienen in ihn hineinsehen zu wollen.
»Das ist, glaub ich, der Porno« sagte er beiläufig mit leicht zitternder Stimme.
Er setzte sich neben Robby und nahm einen kräftigen Schluck Wein. Bis dahin hatten sie noch keinen Alkohol an diesem Abend getrunken, jetzt versuchte sich Michael damit zu beruhigen. Was in aller Welt war mit seiner Stimme los?
Der Film lief an wie alle Pornos. Ohne Handlung, ohne Sinn, ohne Spannung. Jeder wartete hier nur auf die Bettszenen, sonst auf nichts. Niemand wollte sich bei einem solchen Streifen geistig anstrengen.
Gebannt sahen die beiden in den Fernseher, saßen dabei wieder dicht beieinander. Obwohl sich Michael im Griff zu haben glaubte, spürte er, dass Robby wie ein Magnet auf ihn wirkte.
Wieder schnappte er Robbys Duft auf, schielte er auf den Hosenschlitz seines Freundes. Dabei wünschte er sich Augen wie ein Chamäleon: Ein Auge auf das Verbotene, eines auf die Augen seines Nachbarn, nur um sicher zu sein, dass der es nicht bemerkte. Deutlich konnte er die Beule zwischen Robbys Beinen ausmachen, malte sich aus, wie das ohne Verkleidung aussah. Natürlich kannte er den Inhalt, aber jetzt hätte er den gern in die Hand genommen. Zu seinem Entsetzen spürte er selbst einen Druck gegen seinen Slip. Erschwerend kam hinzu, dass sich ihre Knie berührten. Warum wich Robby dem nicht aus?
Inzwischen war man in dem Film zur Sache gekommen. Da es sich um einen Soft-Porno handelte, war sehr viel Phantasie notwendig.
»Scheißfilm, man sieht ja gar nichts. Dieser Ralf ist eine Niete« sagte Robby.
»Wir hätten vielleicht Karin und Claudia einladen sollen…« entgegnete Michael. Er merkte, dass es unpassend war, dass er das nur so daher redete, um überhaupt etwas zu sagen. Und, dass er damit etwas provozieren wollte. Wenn er nur gewusst hätte, was.
»Wie kommst du denn jetzt da drauf? Was willst du denn mit denen?« antwortete Robby erst nach einer Weile.
»Ich meine ja nur… Hattest du nicht was mit Karin im Zeltlager?« Michael dachte, dass da was gewesen sein musste. Zu eindeutig waren die Beiden im letzten Sommer zusammen. Dass diese Szene hier nicht reinpasste war ihm im Augenblick egal. Tief in seiner Seele ahnte er schon den Anflug von Eifersucht – ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein.
»Die? Vergiss es. Andauernd hat sie mir mit ihrem Freund in den Ohren gelegen. Das war nervig.«
»Auch als ihr die halbe Nacht in deinem Zelt wart?«
»Belangloses Gerede. Ich wusste nachher alles über ihren Scheich. Wo und was er studiert, warum er immer so lange weg war und lauter solche Sachen. Mehr war da nicht.«
»Hättest du sie … ich meine, wenn…«
»Nein.«
Michael stutzte über diese absolut prompte Antwort. Er unterließ es, nach dem Warum zu fragen, vielleicht wollte Robby über diese Dinge überhaupt nicht mit ihm reden. Es war offenbar das einzige Thema, über das er nicht reden wollte. Und deshalb musste sich Michael jetzt Gewissheit verschaffen.
»Robby, hast du schon mal mit einem Mädchen … ich meine so richtig … geschlafen?« Er zitterte förmlich und eine Mischung aus Neugierde und Angst machte ihm zu schaffen. Die Vorstellung, dass ein Mädchen Robbys weiche Lippen küsste, mit seiner Zunge spielte, seine Brust streichelte, die dichten Schamhaare kraulte, seinen Penis in die Hand und vielleicht sogar in den Mund nahm… Michael spürte den Druck in seiner Hose immer schmerzhafter. Robby durfte das nicht merken, aber es war schwierig zu verbergen. Michael kreuzte seine Arme über dem Schoß, um der Enthüllung seiner Gedanken zu entgehen.
»Nein, so richtig noch nicht« antwortete Robby, »aber … Claudia … mir der hattest DU doch was?« fragte der plötzlich.
Michael schluckte. »Ich, wieso?«
»Na, aber jetzt. Der musste man doch bloß in die Augen sehen, wenn dein Name fiel.«
Michael fiel diese unsägliche Begegnung im Jugendheim ein. Dieser Abend war für ihn eine einzige Katastrophe, da ihm Claudia immer dicht auf den Fersen war. Und dann hatte sie ihm im Gang zu den Toiletten abgefangen und an die Wand gedrückt. Das heißt, ihre Brüste drückten ihn an die Wand. Dann spürte er ihre Hand zwischen seinen Beinen. An sich ein für ihn nicht unangenehmes Gefühl, aber hier hätte er darauf verzichtet. Ihr Mund war nass und roch nach Lippenstift und sie drückte ihm ihre Lippen auf seine. Er schob sie weg und gab vor, ganz schnell nach Hause zu müssen, da seine Mutter krank sei. Es gelang ihm mit großer Mühe und später fahndete er nach einer Möglichkeit, diese Begegnung ein für alle Mal aus seinem Gedächtnis zu streichen.
»Wenn du es genau wissen willst – wir haben uns mal geküsst. Und mehr war da auch nicht.« Michael verschwieg den gesamten Vorgang an diesem Abend.
»Das hat sich aber anders angehört« fiel ihm Robby ins Wort. „Der ist so lieb. Und hübsch, findet ihr nicht auch? Hach Gott, und er ist so aufreizend schüchtern. Nicht so ein Draufgänger, wie die anderen Jungs. Und er ist jetzt so schön braun nach den Ferien. Habt ihr seine blonden Strähnen gesehen? Und diese Wespentaille, das findet man bei einem Jungen selten. Wahnsinn“» äffte Robby seine zufällig belauschten Gespräche nach.
Michael spürte Röte in seinem Gesicht. »Wer’s glaubt… Jedenfalls war da nichts. Mit keiner war da was. Ich glaube die wollen nichts von mir.«
Er drehte die Situation auf seine eigenen Gefühle. Er hätte schlecht sagen können: „Ich will von den Weibern nichts wissen“, auch wenn es ihm auf der Zunge lag.
»Schon merkwürdig. Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber wir haben jede Menge uninteressante Typen in der Schule – da gehörst du wohl kaum dazu. Vergiss nicht, dass man dich im Frühjahr als „Boy des Monats Januar“ der Schule nominiert hat« sagte Robby nach einer Denkpause. »Darum frage ich mich, wie du zu der Annahme kommst, die wollen nichts von dir?«
Es wurde unerträglich heiß in Michaels Klamotten. »Aber schließlich bist du es geworden. Der schöne Robby wurde Boy des Monats…« sagte er dann, mit gespielt weiblicher Stimme. »Bestimmt wegen diesem unheimlichen Knackarsch. Und die Beule in der Hose ist auch kein Strumpf… Der Typ ist einfach schweinegeil.« Michael war zu aufgeregt, um sich darüber völlig im Klaren zu sein, dass das nichts als seine eigenen Worte waren. Er MUSSTE das eines Tages einmal sagen.
Robby riss die Augen auf. »Wer hat das gesagt? Los, du erzählst mir sofort, wer so eine Scheiße labert.«
Michael beschwichtigte mit den Händen. »Niemand hat das gesagt, aber ich kann mir denken, dass so manche…«
»Hör auf so einen Mist zu schwallen…«
»Revanche« grinste Michael.
Robby zog die Mundwinkel hoch. »Gut, eins zu eins. Aber was ich gesagt habe, stimmt wirklich.«
»Mann Robby, ist doch egal, was da gesagt wird. Du bist der schönste Junge an der Schule, basta.« Seine Aussage erregte ihn aufs Neue. Er saß hier, mit dem heiß begehrtesten Objekt der ganzen weiblichen Schülerschaft, allein in einem Haus. Die Mädchen würden ein Vermögen bezahlen, wenn ihnen das wieder fahren dürfte.
Robby sah verlegen in seinen Schoß und spielte mit seinen Fingern. »Ja schon, aber ich finde, dass du es hättest werden sollen.«
Michael grinste in sich hinein. Er musste sich eingestehen, dass dies ein Kompliment eines Jungen an ihn war. Sie waren beide hübsch, das hatte die ganze Schule bestätigt. Es bestand kein Grund diese Entscheidung anzuzweifeln. Zudem, es war ein reines ‚Kopf an Kopf-Rennen’.
»Ich finde, der zweite Platz für mich ist auch Okay gewesen.«
»Ach Mike, was soll’s… Als „Boy des Monats“ bist dann du im nächsten Monat dran, das ist sicher.«
»Und warum sollte ich das werden, wenn ich fragen darf? Erstens bist du noch weit vor mir und dann vergiss Stefan nicht, der Neue. Er wird es werden, da wette ich. Er wird gewählt, wirst sehen.«
»Der? Im Leben nicht« konterte Robby, »außerdem soll der schwul sein – sagt man«.
Michael traf dieses Wort wie ein Kanonenschlag. Da war es also doch, dieses schreckliche Wort, ausgesprochen von seinem besten Freund. Er wurde nervös. »Und was hat das mit dem Aussehen zu tun? Dass er so ist oder sein soll– dafür wird er schließlich nichts können, oder?«
Wieso sich Michael für einen Jungen einsetzte, den er erst ein paar Mal gesehen und noch nie gesprochen hatte war ihm nicht klar. Vielleicht wollte er auch von sich ablenken, wollte hören wie Robby zu seinesgleichen stand.
»Wahrscheinlich hast du Recht. Entschuldige« brummte Robby.
Sie schwiegen, während der Film sie zu langweilen begann.
»Was läuft denn im TV? Mach das aus, so ein Schmarren kann man den Erstklässlern unterjubeln.«
Michael nahm die Fernbedienung und begann zu zappen. Sekundenlang ließ er einen Kanal laufen und schaltete weiter, wenn der Inhalt nichts versprach.
»Komm, gib mir mal das Ding« sagte Robby und griff nach der Fernbedienung.
Ihre Hände berührten sich kurz, Michael spürte den Schlag, der durch seinen Körper ging. Dass Robby seine Hand Sekunden auf seiner ließ, sie nicht wegzog und ihn dabei noch ansah wühlte ihn unendlich auf. Sie hatten sich sicher schon tausendmal berührt. In der Klasse, beim Sport, beim Raufen. Und doch – heute war es anders, völlig anders.
Robby nahm ihm die Fernbedienung aus der Hand, ohne dabei hektisch zu werden. »Mal sehen, ob ich nicht was finde.«
Er ließ einen Spielfilm eingeschaltet und las kurz in der Programmzeitschrift, um was es dabei ging.
»Der hat grade angefangen. Sollen wir uns den ansehen?«
Michael dachte „Alles, ich sehe mir jeden Schrott an, den du sehen willst. Es ist mir völlig egal, was da vorne läuft. Aber du musst hier sitzen bleiben – neben mir. Ewig“.
Michael verstand sich und seine Gedanken nicht mehr. Er erinnerte sich aber an Leserbriefe aus Zeitschriften, dass Jungen in seinem Alter oft homoerotische Erlebnisse hatten. Vorübergehende Schwärmereien für Jungs oder Männer die gut aussahen, berühmt waren oder auch nur eine Vaterfigur abgaben. Genau das musste jetzt für ihn zutreffen. Etwas, das einmal vorüberging, nichts zu sagen hatte, keinerlei Bedeutung besaß.
Einmal hatte Benno aus seiner Klasse über einen jungen männlichen Filmstar gesagt: »Für eine Million ginge ich mit dem glatt ins Bett.« Dabei spielte die Million für Michael keine Rolle. Wichtig war, dass der Junge mit dem Star überhaupt ins Bett gehen würde. Benno war übrigens seit dem Tag hoch in seinem Kurs gestiegen.
Michael atmete sichtlich auf. Mit dieser Erkenntnis konnte er leben. Ein Drittel aller Männer hatten schon mal irgendeine sexuelle Begegnung mit dem eigenen Geschlecht. Und nachher hat ein Großteil trotzdem geheiratet und Kinder bekommen.
Er schenkte Wein in die Gläser und lehnte sich entspannt zurück. Dabei entging ihm nicht, dass er von Robby gemustert wurde – ein schneller, heimlicher Blick zwischen seine Beine. Es waren Bruchteile von Sekunden und wahrscheinlich, so dachte er, nichts weiter, als purer Zufall.
Michael fiel eine Geschichte ein und er beschloss, eine Szene aus dieser Story in die Tat umzusetzen. Er wusste nicht, was ihn dazu trieb, aber er fragte sich auch nicht lange warum.
»Robby, wir kennen uns jetzt schon ewig, aber wir haben noch nie Bruderschaft getrunken.«
Sein Freund sah ihn mit großen Augen an. »Meinst du das wäre nötig? Wir sind die besten Freunde, die ich mir denken kann. In der Schule gibt es ein paar, die sind direkt neidisch auf uns.«
Michael grinste. »Mag sein, aber Bruderschaft ist mehr als Freundschaft.« Er sprang auf und schnippte mit den Fingern. »Nein, ich weiß was Besseres. Blutsbrüder. Das wäre die Krönung, findest du nicht?«
»Und wie stellst du dir das vor?«
Michael stellte sich vor seinen Freund, sah zu ihm herab. Da war er wieder, Robbys Blick. Er glitt an seinem Körper entlang, blieb kurz an seiner Hüfte hängen, wanderte dann wieder in seine Augen.
»Moment, ich komm gleich zurück.« Michael eilte in die Küche. Wenig später kam er zurück und hielt Robby eine Nadel zwischen seinen Fingern vor das Gesicht.
»Damit.«
Robby verzog das Gesicht. »Ich will aber nicht…«
»Blabla. Jammer nicht, das müssen wir jetzt durchstehen.«
Er erhitzte die Nadelspitze über einer Kerze und wischte den Ruß mit einem Tuch ab. Dann öffnete er seine rechte Hand und stach sich in den Daumenballen bis ein winziger Bluttropfen heraustrat.
»Komm, gib mir deine Hand.«
Zögernd hielt ihm Robby seine Hand hin. Michael nahm sie, als bestünde sie aus Glas, betrachtete die schlanken Finger, fühlte die Wärme. Dann piekste er schnell und gezielt an dieselbe Stelle wie bei ihm.
»Autsch.«
»Eh Robby, man kann dein Jammern echt nicht ertragen. Du bist doch ein Mann, oder?«
»Eigentlich schon« erwiderte Robby.
Langsam näherten sich ihre Hände, drückten dann sanft auf die winzigen blutende Stellen, umschlossen sich. Fest drückte Mike die Hand seines Freundes, bereit, sie nie wieder loszulassen.
Michael wähnte sich am Rande einer Ohnmacht, als er in die Augen seines Freundes sah. Nur wenige Zentimeter trennten ihre Gesichter, er spürte den Atem, schnappte wieder diesen betörenden Duft auf. Das sollte vorübergehende Schwärmerei sein? Nein, das war mehr. Es war schön, unbeschreiblich schön.
»Jetzt sind wir Blutsbrüder« flüsterte er leise, »aber dazu gehört auch der Bruderkuss…«
Michael fürchtete, dass ihn die Hitze, von den Zehen bis in die Haarspitzen, zu verglühen drohte. Es gelang ihm nicht, das leichte Zittern unter Kontrolle zu bringen.
Langsam näherten sich ihre Köpfe. Ohne Gegenwehr berührten sich ihre Lippen für eine winzige Sekunde. Bunte Funken tanzten hinter Michaels Augen. Es war so anders als der Kuss mit Claudia. Da hatte er nichts gefühlt, nichts gedacht. Jetzt aber hatte er das Gefühl, unter Strom zu stehen. Wie gern hätte er Robby richtig geküsst, vor allem aber länger, viel länger.
»Komm, darauf müssen wir auch noch das Glas heben« sagte er und sie tranken die Gläser leer.
Danach war Michael aufgekratzt, nervös, in seinem Inneren unendlich aufgerüttelt. Was war nur in ihn gefahren?
Der Film im Fernsehen verlor an Bedeutung, flimmerte nur vor sich hin.
»Robby, ich glaub ich werd langsam knülle. Ich geh jetzt hoch ins Bett. Wenn du noch schauen möchtest, du weißt wo alles steht. Gute Nacht.«
Michael war sich klar, dass dies eine Flucht war. Eine Flucht vor etwas, das er fürchtete. Eine Handlung, die er vielleicht nicht mehr kontrollieren konnte. Er wäre bereit gewesen Robby richtig zu küssen, so wie die beiden Jungs aus der Schule das getan hatten. Ihn anfassen, überall, ihn schmecken, ihn riechen. Das – so klar konnte er noch denken – wäre dann aber wahrscheinlich das Ende dieser Freundschaft gewesen.
»Schon? Bist du krank?«
Im Grunde schon, wollte Michael sagen. Liebeskrank. Total verknallt in dich und zu allem fähig. Darum lass ich dich jetzt hier sitzen, damit du vor meinen Gelüsten sicher bist. Damit ich dich nicht zu mir zerre und abknutsche, wie im echten Film. Aber du bist keiner wie ich, machst dir nichts aus Jungs. Freunde ja, Sex nein. Pech für mich.
»Nee, wirklich nur müde« sagte Michael.
Auf dem Weg nach oben blieb er kurz auf der Treppe stehen und sah zu Robby hinunter. Sex. Wie um alles in der Welt konnte er an so etwas denken? Schmutzig war das, abnormal. Robby war sein bester Freund. Nie würde er es wagen ihn anzufassen und am Liebsten wäre er zurück und hätte sich für diese schlimmen Gedanken entschuldigt.
Da sich sein großes Bett langsam drehte fand er keinen Schlaf. Er rollte sich unter das Deckbett, versuchte die Augen zu schließen, den schrecklichen Gedanken von vorhin zu verjagen wie ein ungebetenes Gespenst. Aber er blieb. Immer wieder stellte er sich Robby nackt vor. Schwer fiel ihm das nicht, aber jetzt kam dieses unselige Verlangen noch dazu.
Irgendwann hörte er Geräusche neben sich. Robby zog sich aus und legte sich neben ihn, deckte sich zu und löschte die kleine Lampe. Michael war jetzt wieder fast nüchtern, aufgeregt wie vor Stunden. Da lag Robby neben ihm, ganz nah, zum Greifen nah. Und er lag da schließlich nicht zum ersten Mal. Schon oft hatten sie hier oben gefeiert, geredet, Karten gespielt, mit dem PC gearbeitet. Meistens war Robby dageblieben wenn es spät wurde, obwohl er nur ein paar Minuten nach Hause hatte. Aber noch nie hatte sich Michael etwas dabei gedacht. Da waren keine Gefühle, keine Gedanken, nicht das bewusste aufschnappen von Düften oder Geräuschen. Ja, einmal, ein einziges Mal hatte Robby gefragt, ob er sich ab und zu selbst befriedigen würde. Und wie oft. Aber das fragte er nur, weil er befürchtete es zu übertreiben. Michael beruhigte ihn, einmal am Tag wäre das mindeste. Aber da hatte Michael nicht weiter drüber nachgedacht.
Er drehte sich auf den Rücken, legte seinen Kopf in die Arme. Es war sinnlos, eines Tages würde es zu einer Katastrophe kommen. Er war schwul, das stand nun für ihn fest, jetzt und immer. Einmal würde man es merken, und dann?
Claudia bedeutete ihm nichts, nicht das geringste. Er hatte ihr gegenüber nie solche Gefühle gehabt wie für Robby heute. Irgendwann würde der es bemerken und dann wäre es eben vorbei mit der Freundschaft. Warum nicht jetzt reinen Tisch machen? Es würde egal sein, wie er es anfing, am Ende würde alles auf das gleiche Ergebnis zurückführen: Robby würde aufstehen, sich anziehen, leb wohl sagen und für immer verschwinden. Aus dem Zimmer, aus dem Haus, aus seinem Leben. Er würde sich in der Schule neben jemand anderen setzen und womöglich auch noch über ihn herziehen. Zwar konnte er sich nicht erinnern, dass Robby jemals schlecht über die Schwulen in der Schule geredet hätte, aber hier ging es ja um seine Ehre. Er konnte und durfte nicht mit einem Schwulen befreundet sein. Nicht Robby, dieser hübsche Junge, dem alle Mädchen hinterher sahen, wenn er in seinen engen Jeans durch das Schulgebäude stolzierte. Ja, das tat er, denn er war sich seiner herrlichen Figur sehr wohl bewusst. Auch sein ewig gebräunter Körper, die makellose Haut, vor dessen Kulisse sich die silberne Creole in seinem Ohr besonders gut machte und vor allem auch dieser knackige Hintern, Robbys liebenswerte Art – all das machte ihn unwiderstehlich. Halt nicht nur für die Schülerinnen…
Manchmal zeigte ihm Robby die Zettel, die er von Mädchen in seine Tasche geschmuggelt bekam. Ausnahmslos Liebesgeständnisse, Offenbarungen. Sie waren hinter ihm her wie die Teufel der armen Seele. Robby lachte nur darüber, fühlte sich manchmal sogar genervt. Dennoch – es konnte gar nicht anders ein, Robby durfte sich die schönsten Mädchen heraussuchen und Michael war sicher: Da war auch das Bett nie weit. Merkwürdig nur, dass er mit ihm, als seinen besten Freund, nie darüber redete. Andererseits – Robby hatte ihm ja bestätigt, dass er noch nie so richtig Sex mit einem Mädchen hatte.
»Schläfst du schon?« hörte er Robbys leise Frage.
»Nein. Ich kann nicht.«
Robby stützte seinen Kopf auf den Arm und betrachtete seinen Bettgenossen. »Ich habe schon den ganzen Abend das Gefühl, dass dich etwas beschäftigt. Was ist los mit dir?«
»Ja, das tut es. Aber… nein, lass es. Es ist nicht so wichtig.« Die Angst seinen Freund zu verlieren brachte seinen Vorsatz, ihm die Wahrheit zu sagen, ins Wanken. Er drehte sich um und zog die Decke eng an sich.
Kurz darauf spürte er Robbys Hand auf seinem Arm. »Das würde dir so passen. Vergiss nicht, dass wir Blutsbrüder sind. Da gibt es ab jetzt kein noch so kleines Geheimnis mehr.«
»Robby, das ist kein Geheimnis. Das ist … es ist mehr…« Er nahm sich zusammen. Robby würde jetzt nicht mehr locker lassen, dafür kannte er ihn zu gut.
»Brüderchen, bitte, ich höre?«
»Mann Robby, manchmal tut die Wahrheit aber auch verdammt weh.«
»Schön, aber wie schmerzhaft – das wirst du schon mir überlassen müssen.«
Michael knipste das Licht über dem Bettrand wieder an und sah in Robbys Augen; er dachte verrückt zu werden, als er diesen aufreizenden Duft wieder aufschnappte.
»Schön, was ich dir jetzt sage, wird dir nicht gefallen. Ich fürchte es ist auch das Ende unserer Freundschaft, aber ich denke, du hast recht: Nur die Wahrheit kann beständig sein.«
»Ich höre, Kleiner. Ich bin ziemlich gespannt, was es ist, das unsere Freundschaft beenden kann.« Mit seiner Hand fuhr er durch Michaels Haare.
»Seit wann sagst du ‚Kleiner’ zu mir? Das hast du noch nie getan. Und dann, es sind doch bloß zwei Zentimeter.«
Er nahm Robbys Hand und drückte sie. Vielleicht war es die letzte Gelegenheit, ihn überhaupt noch einmal anzufassen.
»Weil mir dieses Wort gefällt. Und weil es – wie du bemerkt hast – stimmt. Und außerdem bin ich immerhin ein Jahr älter als du. Also, was ist mit dir los?« Robby grinste merkwürdig.
Michael holte Luft. Es würde ihn Monate seines Lebens kosten, diesen Freund zu verlieren. Und einen anderen würde er nicht finden, niemals. Aber es blieb ihm am Ende nichts anderes übrig. Er ließ sich in das Kissen fallen und starrte an die Decke, um seinem Freund nicht in die Augen sehen zu müssen. »Es wird dir nicht passen, aber du hast es so gewollt.«
Robby blies die Luft hörbar aus seinen Lungen. »Also, ich sag’s mal so: Ich habe was gegen Rauschgift, gegen Diebstahl oder Mord, Betrügereien oder gegen eine ganz vorsätzliche Lüge. Alles was da nicht drunter fällt, kann ich akzeptieren.«
»Also schön. Ich bin dir übrigens nicht böse, wenn du dann nichts mehr mit mir zu tun haben willst.« Michael räusperte sich. So einfach, wie er dachte, schien es doch nicht zu werden. Er holte Luft. »Ok, dann zähle ich jetzt mal auf, was mich an dir beschäftigt.«
»Oh, an mir? Da bin ich aber mal ganz Ohr.«
»Deine tolle Figur zum Beispiel, du bist nicht nur hübsch, sondern schön, deine Haare, deine Haut, dein Hintern, wie aus dem Katalog.« Als er bemerkte wie weit er damit schon gegangen war, nahm er seinen ganzen Mut zusammen. Da er das Ende dieser Freundschaft kommen sah, löste er sich von seinen Hemmungen. Er legte seinen Kopf auf Robbys Brust und streichelte seinen Bauch. Robby wehrte sich nicht. Leise, als würde er nur zu sich selbst reden, setzte er seine Beichte fort.
»Deine Hände. Ich wünschte mir sie würden mich streicheln, überall. Und meine umschließen deine Taille, fahren den Hintern hinunter … und sie greifen in deinen Slip … und deine sinnliche Lippen würde ich gerne auf den meinen spüren, dich schmecken; meine Nase schnuppert deinen ganzen Körper ab, meine Zunge würde nicht nur deine kleinen, dunklen Brustwarzen gerne lecken…« Er lag ganz still, lauerte auf das Ergebnis seines Geständnisses.
Robby hatte regungslos zugehört, sein Blick wanderte Michaels Körper entlang.
»Und weiter?« fragte Robby scheinbar ungerührt.
»Nichts weiter, das würde mir am Anfang schon ziemlich genügen. Mit anderen Worten: Ich bin schwul, daran gibt es nichts zu zweifeln – und ich mag dich. Sehr sogar. Ich weiß ja nicht, was Liebe ist, aber so könnt ich sie mir gut vorstellen. So, nun weißt du Bescheid« beendete Michael seine Beichte und legte sich wieder zurück.
Robby verzog keine Miene, Michael kam es vor, als unterhielt er sich über das Wetter mit ihm.
»Und was erwartest du jetzt von mir?« fragte Robby, der keinen Blick von Michaels Augen nahm.
»Nichts, gar nichts. Du allein musst entscheiden, was du jetzt tun willst. Ich sagte dir dass ich nicht böse bin, wenn du jetzt aufstehen und lieber gehen willst, weil eine verdammte, weinerliche Schwuchtel gar nicht dein Freund sein kann – oder darf. Ich verspreche dir auch, dir nicht hinterher zu laufen. Aber eines Tages wärst du auch so dahinter gekommen, ich bin dem Zufall nur zuvorgekommen. Auch wenn ich es traurig finde, ich werde es wohl oder übel überleben.«
Robby stützte seinen Kopf auf den Arm und schien nachzudenken.
»Du sagst gar nichts. Hast du verstanden was ich gesagt habe? Ich steh auf dich oder ich mag dich sehr gern oder ich liebe dich, ganz wie du es auslegen willst – und ich bin ein Junge« sagte Mike hastig.
»Ich hab seit längerem mitgekriegt, was du bist« antwortete Robby ruhig.
Langsam legte er seine Hand auf Michaels Brust, malte dann mit einem Finger kleine Kreise um den Bauchnabel. »Das war verdammt ehrlich. Aber etwas habe ich dir vorhin noch verschwiegen,« sagte er »ich werde nämlich außerdem ziemlich wütend wenn…«
Michael spürte wie sich sein Körper verkrampfte. Jetzt musste es kommen, jetzt würde das Schreckliche geschehen, das Urteil fallen. Ein paar letzte Worte, dann wäre diese Freundschaft zu Ende. Das Heulen wollte er sich aufheben, wenn Robby gegangen war, jetzt damit anzufangen würde allzu weibisch aussehen. Er konnte trotzdem nicht verhindern, dass seine Augen feucht wurden.
»Wenn was?« fragte er mit zitternder Stimme.
Robby rückte plötzlich näher, fuhr Michael wieder durch das dichte braune Haar. Er erstarrte unter der Berührung, traute sich nicht zu atmen.
»…wenn es jemand wagt, dieses saudumme Wort Schwuchtel in meiner Gegenwart in den Mund zu nehmen« sagte Robby wieder lauter. »Und noch etwas – wage es nicht, dem Neuen schöne Augen zu machen. Dann bekommst du es mit mir zu tun.«
Michael verstand die Worte nicht, nicht die Bedeutung, nicht die Tragweite. Er sah nur wieder in diese von langen Wimpern umrahmten Augen, spürte den Atem, die Körperwärme, die Berührung.
»Was …?« fragte er am ganzen Körper zitternd.
»Weil ich mich dann auch angesprochen fühle« sagte Robby mit einem Grinsen im Gesicht.
»Das bedeutet,« setzte Michael ein »… ich kann’s einfach nicht fassen …« Er schlug sich mit der Hand auf die Stirn. »Und ich Idiot habe es nie bemerkt. Warum hast du mir nie ein Zeichen gegeben?«
»Weil ich erst wissen wollte, wie du zu schwulen Jungs stehst. Aber das hab ich ja erst heute herausgefunden.«
»Und was wird jetzt? Mit uns, mit der Klasse, mit den Weibern?«
»Keine Ahnung und ehrlich gesagt, ist es mir im Moment auch ziemlich egal. Wir haben vielleicht keinen leichten Weg ab jetzt, aber zusammen kriegen wir das hin« sagte Robby leise, als könnte sie jemand hören.
Michael gönnte sich den Gedanken, einen Triumph erlangt zu haben. Vor allen anderen, vor allem den Mädchen. Er hatte es geschafft, sich den „Boy des Monats“ zu angeln und damit den hübschesten Kerl der ganzen Schule.
Er umarmte Robby fest, sehr fest und drückte ihn lange an sich. Vor Michaels Gesicht öffnete sich ein sinnlicher Mund, reckte sich eine glitzernde Zunge, blinkten weiße Zähne.
Beherzt griff Michael Robbys Haare, zog den Kopf zu sich heran, öffnete seinen Mund, ließ die Zunge hinein, spielte mit ihr, immer heftiger. Er spürte eine Hand auf seinem Slip.
Eine Träne löste sich aus Michaels Auge, lief seine Wange hinunter.
»Hey, Kleiner, was ist los?« fragte Robby und kraulte Mikes Haar.
Michael drückte ihn noch fester an sich. »Nichts, noch weniger als nichts. Ich freue mich vielleicht ein bisschen viel…«
Robby fing die Träne mit seinem Finger auf und leckte sie ab. »Ich kann mir denken, dass das nur ein Vorgeschmack ist« sagte er grinsend.
Michael lachte. »Ich weiß nun auch endlich was der Spruch bedeutet „ich hab Blut geleckt…“
Robby nahm Michaels Hand und steckte sie in seinen Slip. »Der möchte anscheinend etwas von dir…«
»Pass auf, dass ich dich nicht fresse…« hauchte Robby in einer sekundenlangen Pause zwischen den Küssen, mit denen er jetzt Michaels Körper bedeckte »und vergiss nichts, von dem, was du aufgezählt hast, mit mir zu tun…«
»Bestimmt nicht. Aber eines muss ich jetzt gleich wissen…« fragte Michael erregt.
»Was denn?« murmelte Robby während er Michaels Gesicht leidenschaftlich abküsste.
»…ob der da unten auch zwei Zentimeter größer ist« und zog an Robbys Slip, bis sein Penis heraussprang.
Michael griff zu, spürte wie Robbys Schwanz in seiner Hand größer wurde. »Ich fürchte, das sind mehr als zwei Zentimeter…« sagte er erregt.
»Da gibt’s nichts zu fürchten, außerdem mag der Küsse auch ganz gern – wenn sie von einem so geilen Jungen stammen sowieso…«

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