Das Weihnachtsgeschenk

Die Idee zu der Geschichte ist nicht auf meinen Mist gewachsen, sondern sie stammt von dem Manga „Seven Days“. Jedoch habe ich so einiges geändert, so dass eine komplett neue Geschichte entstanden ist.

Sonntagabend

„Ich wette das du es nicht schaffst eine Woche lang eine Beziehung aufrecht zu erhalten“, platzt es aus Norman heraus.

„Jawohl, da wette ich mit“, stimmt Kilian ein und auch Sven und Tobias nicken zustimmend.

„Der Wetteinsatz sind 20 Euro von jedem, die du bekommst wenn du die Wette gewinnst. Solltest du verlieren, übernimmst du die Hausaufgaben für eine Woche von jedem von uns“, bestimmt Norman und schaut die anderen fragend an.

Sven nimmt sein Cappy ab und wirft auch gleich als erster das Geld hinein. Normans Grinsen ist so breit, das es locker sein ganzes Mondgesicht ausfüllt und auch die anderen scheinen ihren Spaß an der Sache zu haben.

Nur unser Küken Fynn sitzt stumm auf dem Bett und schaut dem Geschehen skeptisch zu. Naja, sie haben ja irgendwo recht, bisher war ich nicht länger als fünf Tage mit einem Mädchen zusammen und das ganze geht nun schon fast ein Jahr so.

Aber was soll ich denn machen, wenn es bei keiner so wirklich passt? Außerdem habe ich als ältester in der Klasse mit meinen siebzehn Jahren doch noch jede Menge Zeit die Richtige zu finden.

„Also gut Geld stinkt ja nicht“, stimme ich dem Mist zu, da ich es nicht leiden kann, wenn man meint mich übertrumpfen zu können.

„Und das Beste kommt noch!“, lacht Norman. „Du gehst mit unseren Keks Fynn. Wird Zeit das er seine erste Beziehung hat.“

Auch die anderen stimmen dem Lachen ein, sich sicher die Wette bereits gewonnen zu haben. Mein Blick schweift zum Bett rüber, wo Fynn immer noch reglos sitzt und etwas blass wirkt, als wie er eh schon ist.

Mit seinen zarten fünfzehn Jahren ist er eigentlich, neben mir auch der totale Mädchenschwarm. Er hat ein makelloses, ebenmäßiges Gesicht, was mich an eine Porzellanpuppe erinnert.

Seine leicht geröteten Wangen, seine schönen vollen, blutroten Lippen und seine dichten langen Wimpern tragen dazu bei. Genauso wie seine Himmelblauen Augen und seine zarte Erscheinung, die in gewisser Hinsicht mehr an ein Mädchen erinnert, als an einen Jungen.

Dennoch ist er noch total unerfahren, was wohl nicht unbedingt an seiner Schüchternheit liegt, sondern eher an der Tatsache, dass er noch kein wirkliches Interesse an Mädchen hat.

Fynn ist ein kleiner Bücherwurm, der immer wenn er Zeit hat, etwas liest und auch ein Ass in der Schule ist. Erst jetzt erfasst er hilfesuchend meinen Blick und für einen Moment bin ich bedacht alles hinzuschmeißen und auf die Wette zu pfeifen.

Doch Geld kann man immer gebrauchen und so lauten meine Worte: „Abgemacht!“, und ich reiche Norman, der etwas geschockt drein schaut meine Hand darauf.

Als die Jungs verschwunden sind, nehme ich neben Fynn auf dem Bett platz, der immer noch keinen Ton von sich gegeben hat.

„Mach dir keinen Kopf“, sage ich zu ihm und zünde mir eine Zigarette an,

„Es ist ja nur eine Woche und wenn die um ist, teilen wir uns den Gewinn!“

„Wirklich?“, fragt Fynn mich und schaut mich mit großen Augen an.

„Klar wie es sich gehört“, gebe ich ihm zu Antwort.

Schließlich weiß ich ganz genau, dass seine Eltern nicht so viel Geld haben. Aber was will man bei sieben Kindern auch erwarten. Fynn muss grundsätzlich die Klamotten seiner Geschwister auftragen und auch regelmäßig auf die Kleineren aufpassen.

Mit einem seiner Brüder war ich bis vor kurzem noch in einer Klasse, bevor ich sitzen geblieben bin.

„Danke Andi“, strahlt Fynn mich an und lehnt sich an meine Schulter.

„Aber was macht man denn eigentlich in einer Beziehung?“, kommt es kleinlaut von ihm.

Eine sehr gute Frage, die ich ihm gerne beantworten würde.

„Naja… Händchen halten und viel Zeit miteinander verbringen eben“, versuche ich zu erklären.

„Das ist okay. Ich verbringe gerne Zeit mit dir,“ lächelt Fynn mich beruhigt an.

Ich verbringe auch gerne Zeit mit ihm, denn so wird er von keinem geärgert. Seine liebevolle und ruhige Art sagt nicht jedem zu, was ihn leider zu oft zum Angriffspunkt vieler Schüler macht.

Nur eben nicht, wenn ich bei ihm bin, da mich sich niemand als Gegner wünscht. Wohl auch weil ich um einiges größer und muskulöser als die meisten an der Schule bin.

Ich lass mir nichts gefallen und zur Notwehr benutze ich auch mal meine Fäuste. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen fliegen die Mädels auf mich, so das ich regelmäßig eine neue Beziehung beginne.

Was ich ja nicht mache, um Herzen zu brechen oder die Mädchen weinen zu sehen. Ich bin mal auf die blöden Blicke Morgen gespannt, wenn ich und Fynn als Paar in die Schule kommen.

Ein paar Tage müssen wir ja noch hingehen, bis Weihnachtsferien sind. Was auch heißt, dass wir Weihnachten über ein Paar sind und ich Fynn eine Kleinigkeit schenken werde.

Bei dem Gedanken kann ich ein Schmunzeln kaum verkneifen, was Fynn aber auch nicht mehr mitbekommt, da er an meiner Schulter eingeschlafen ist.

*-*-*

Montag

 

Es war gestern spät, als Fynn nach Hause ging, da ich ihn aus irgendeinem Grund nicht wecken wollte. Vielleicht weil er schlafend wirklich aussah wie eine Puppe.

Es muss die ganze Nacht über geschneit haben, denn am nächsten Morgen ist alles weiß. Dazu gibt es strahlenden Sonnenschein und einen wunderschönen blauen Himmel, der fast so schön ist wie die Augen, die mich schon von der Bushaltestelle her ansehen.

Fynn scheint glücklich zu sein und so umarme ich ihn bei meiner Begrüßung. Etwas perplex tritt er einen Schritt zurück, bevor er mich mit einem zarten „Morgen“ begrüßt.

„Guten Morgen“, entgegne ich, „Hast du gut geschlafen?“

Fynn nickt und da sonst nichts weiter kommt, schweift mein Blick zu meiner Armbanduhr, die mir sagt, dass noch jede Menge Zeit ist, bevor der Bus kommt.

„Hmmm… magst du auch was vom Bäcker haben? Ich will noch mal schnell rüber“, frage ich meinen Freund.

„Äh.. ich“, druckst Fynn herum.

„Schon gut. Ich lade dich ein“, erkläre ich ihm und sehe, wie sein Blick schlagartig in Freude umschlägt.

„Na komm“, lache ich und zerre Fynn mit mir rüber zum Bäcker.

„Such dir aus was du möchtest“, sage ich noch, bevor ich meine Bestellung aufgebe, „ich nehme ein Käsebrötchen.“

„Egal was?“, fragt Fynn erstaunt.

„Ja, nehme dir worauf du Lust hast“, lächle ich ihn an.

Fynn lässt seinen Blick schweifen und zeigt auf ein Schokocroissant. Irgendwie dachte ich mir das, da ich ganz genau weiß was für ein Schleckermaul er ist.

Kaum sind wir wieder bei der Haltestelle, kommt von Fynn eine Umarmung und ein strahlendes Dankeschön.

„Gern geschehen“, entgegne ich und sehe genüsslich zu, wie er in sein Croissant beißt.

„Esse nicht alles auf einmal, sonst hast du ja nichts mehr in der Schule“, ermahne ich ihn noch, bevor wir in den Bus einsteigen müssen.

Natürlich sitzen Norman und die anderen Jungs schon längst im Bus, weshalb ich auch schnell nach Fynns Hand greife. Dem scheint die Sache recht unangenehm zu sein, denn er wird fast so rot wie mein Schal.

Im ersten Moment, meine ich sogar gespürt zu haben, dass er seine Hand wegziehen wollte.

„Oh da kommt ja unser verliebtes Ehepaar“, höre ich Kilian durch den ganzen Bus rufen, was mich dazu veranlasst nicht ganz nach hinten durch zu gehen.

Stattdessen schiebe ich Fynn in eine freie Sitzreihe weiter vorne rein und setze mich neben ihm. Dieser fixiert mich mit seinen schönen Augen und versucht meine hellgrünen einzufangen.

Ich bin mir auf einmal ziemlich unsicher, ob dass hier alles eine so gut Idee war, versuche aber mir nichts anmerken zu lassen. Schließlich will ich meinen kleinen Freund nicht noch mehr verunsichern und ihm zeigen, dass er sich bei mir sicher fühlen kann.

Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und schau Fynn direkt an, der sehr verstreut wirkt.

„Alles okay?“, frage ich ihn und ernte ein schnelles, kurzes Nicken.

„Gut!“, lächle ich bespielt selbstsicher, bevor ich meinen Arm um seine Schulter lege.

Von den hinteren Reihen kommt komischer Weise, nach dieser Geste kein Pieps mehr, was Fynn wohl dazu veranlasst sich an mich zu schmiegen. Langsam schweift mein Blick nach draußen und ich genieße die Winterlandschaft, die an uns vorbeifliegt.

Sonst saß immer ein Mädchen bei mir im Arm und ich muss zugeben, dass es sich so auch nicht falsch anfühlt. Etwa fünfzehn Minuten später kommen wir an der Schule an und müssen unsere bequeme Position auflösen.

Beim Aussteigen rempelt Norman Fynn an und schafft es so mich aus meiner morgendlichen Ruhe zu bringen.

„Willst du Ärger“, springe ich ihn geradezu an.

„Schon gut“, unterbricht Fynn mich direkt, „ich bin nur gestolpert.“

Und das soll ich glauben? Aber wie kann ich diesen schönen Augen etwas abschlagen? Also lasse ich mich von Fynn Richtung Schule lotsen, während die anderen noch vorne stehen bleiben, um eine zu Rauchen.

Allerdings laufen wir nur ganz normal nebeneinander her, ohne Händchen zu halten, so dass wir auch kein großes Aufsehen erregen. Sogar die erste Stunde verläuft ohne weiter Vorkommnisse ab und als es endlich zur Pause klingelt, kann ich meine Jacke nicht schnell genug anziehen, so einen Lungenschmacht habe ich.

„Kommst du mit raus?“, frage ich Fynn, der für meinen Geschmack viel zu langsam seine Jacke anzieht.

„Draußen ist das so kalt“, meckert dieser, „ich gehe lieber in die Bücherei und leihe mir ein neues Buch aus.“

„Auch gut“, antworte ich ihm, „dann treffen wir uns anschließend in der Pausenhalle, ok?“

„Ja, ist gut“, höre ich Fynn noch sagen, bevor ich auch schon aus dem Klassenzimmer verschwunden bin.

Die Zigarette tut mehr als gut und ich lasse mir gerne Zeit dabei. Da ich alleine stehe, schweift mein Blick umher und so entgehen mir nicht die Blicke der anderen Schüler.

Norman wird sicher schon dafür gesorgt haben, dass das neuste Ereignis seine Runde macht, weshalb sich nun alle den Mund zerreißen. Aber mir soll es egal sein, da kann ich gut drüber stehen und Fynn werde ich schon beschützen.

Meine Zigarette fällt zischend in den zermatschten Schnee, als mir plötzlich auffällt wie ruhig es eigentlich ist. Es fehlt definitiv etwas, oder sollte ich besser Jemand sagen.

„Norman“, schrecke ich auf.

Verdammter Mist, warum ist mir das nicht früher aufgefallen?

So schnell mich meine Füße tragen renne ich in Richtung Bücherei.

Gerade eben prahle ich noch, dass ich Fynn beschützen werde und nun sowas. Vor lauter Eile rutsche ich beinah auf der glatten Treppe aus, kann mich aber gerade noch am Geländer festhalten.

Dann muss ich durch die Pausenhalle, wo ich permanent Ausschau nach Fynn halte, in der Hoffnung ihn hier zu entdecken. Leider Fehlanzeige, an den üblichen Plätzen, wo er sich aufhalten würde ist er nicht.

Also gehe ich durch eine Verbindungstür Richtung Bücherei. Dort angekommen, fällt mein Blick auf das große Schild an der Tür: Ruhe BITTE!!!

Na super, wie soll ich Fynn denn so schnell ausfindig machen, wenn ich ihn noch nicht einmal rufen darf. Mein Blick schweift umher und stellt fest, dass dieser Raum voller Bücher einfach riesig zu sein scheint.

Zum Glück sitzt vorne hinter einem großen Tisch Alex, einer meiner Mitschüler, der wird mir sicher weiterhelfen können.

„Hey“, begrüße ich diesen und komme auch gleich zur Sache, „hast du Fynn gesehen? Wenn ja, sag mir bitte das Norman nicht hier ist!“

Alex hebt seinen Kopf aus einem dicken Wälzer hoch und schaut mich verträumt an.

„Fynn?… Hmmm… Ja… Der war hier.“

„Und? Nun sag schon. Wo wollte er hin“, schreie ich Alex geradezu an.

„Woher soll ich das denn wissen. Denkst du ich frage jeden, der hier raus geht, was er als nächstes vor hat?“, kommt es von ihm zurück, woraufhin er sich wieder in sein Buch vertieft und mich nicht mehr beachtet.

Also verlasse ich die Bücherei und will mich gerade wieder auf den Weg zur Pausenhalle machen, als ich weiter hinten bei den Toiletten ein Geräusch höre.

Leise und mit langsamen Schritten gehe ich in genau diese Richtung und sehe jemanden in die Toilette huschen. Ich bin mir ganz sicher, dass diese Person eine knallblaue Jacke anhatte, wie sie nur Sven trägt.

Schnell gehe ich ihm nach und werde auch prompt von Norman begrüßt.

„Man hast du uns aber lange warten lassen.“

„Ja“, lacht Sven, „dein Kleiner ist schon halb erfroren.“

Ich schaue mich um, kann Fynn aber nirgends entdecken, weshalb ich langsam auf die Anderen zugehe. Norman nickt und zeigt in eine der Kabinen, der ich mich nun zuwende.

Dort sitzt Fynn mit heruntergelassenen Hosen und zurückgebundenen Händen und ist tatsächlich am zittern. Was wohl aber eher wegen Angst und nicht wegen Kälte zu sein scheint, da es hier eigentlich von der Temperatur her geht.

„Was soll die Scheiße“, schreie ich Norman an.

„Na, na, na“, sagt dieser, „du willst dich doch benehmen, oder?“

Das ist kein Spiel mehr und geht definitiv zu weit! Dennoch will ich wissen was die beiden vorhaben.

„Was willst du?“, frage ich deshalb direkt.

„Ganz einfach. Ihr sollt euch küssen“, verlangt Norman.

Wenn es weiter nichts ist, soll er seinen willen von mir aus haben.

„Aber mit Zunge“, mischt sich Sven nun ein.

Ich schaue Fynn fragend an, dem wohl alles recht zu sein scheint, da er nur hier weg will. Weshalb ich auch zu ihm rüber gehe, sein Gesicht vorsichtig in beide Hände nehme und meine Lippen auf die seinen lege.

Langsam fahre ich mit der Zunge über Fynns Lippen und mit leichtem Druck auch dazwischen, um in seine Mundhöhle einzutauschen. Hinter mir vernehme ich gestellte Würgegeräusche, befolgt von Entsetzen und Ih-Rufen.

Nur kurz darauf Schritte und das zuschlagen der Toilettentür. Erst jetzt löse ich mich von Fynn, der wie hypnotisiert da sitzt und sich kein Stück bewegt.

Dann erlöse ich ihn von seinen Fesseln und helfe ihm auf die Beine, um seine Hose hochzuziehen.

„Na komm,“ sage ich zu Fynn, „Die nächste Stunde fängt gleich an.“

Doch Fynn folgt mir nicht und als ich mich zu ihm umschaue, sieht er mit erröteten Wangen beschämt zu Boden.

„Oh Mann,“ platzt es aus mir heraus, „das war doch nicht etwa dein erster Kuss, oder?“

Ein zaghaftes, kaum war zu nehmendes Nicken kommt von meinem Freund und zaubert mir ein Schmunzeln aufs Gesicht. Ich gehe zu Fynn rüber und nehme ihn fest in den Arm, bevor ich ein „Tut mir Leid“ in sein Ohr raune.

„Ich schulde dir wohl jetzt was“, füge ich noch hinzu.

„Wieso denn das?“, will Fynn von mir wissen.

„Na, weil der erste Kuss etwas ganz Besonderes ist“, erkläre ich und bugsiere ihn Richtung Tür, da es gerade zur Stunde läutet.

„Hat es sich deshalb so gut angefühlt?“, fragt mein Freund mich noch, bevor wir von den anderen Schülern übertönt werden, so dass ich mir eine Antwort sparen kann, da Fynn sie nicht hören würde.

Der Rest des Tages verläuft zum Glück ruhig und sogar die Busfahrt gelingt reibungslos. Erst als wir aus dem Bus aussteigen, höre ich Norman rufen.

„Vergesst euren Abschiedskuss nicht.“

Doch Fynn hält mich davon ab, wieder in den Bus zu steigen und auf den Unruhestifter los zugehen.

„Wenn dir das zu viel wird, brechen wir die Wette ab“, sage ich zu ihm.

„Was? Wieso das denn?“, will mein Freund von mir wissen und da fällt mir auch wieder das Geld ein.

„Ich sagte nur WENN“, bestätige ich meine Aussage.

„Wird es nicht. Du bist ja da“, kommt es von Fynn und im nächsten Moment spüre ich seine Lippen für einen kurzen Augenblick auf den meinen.

„Dann bis morgen“, ruft er noch winkend und lässt mich einfach stehen. In der Schule hatte er mir schon gesagt, dass er heute zu seiner Oma müsse, da dieser Geburtstag hat.

Was ja nicht weiter schlimm ist, schließlich ist morgen auch noch ein Tag. Erst als Fynn hinten an der Ecke in seine Straße einbiegt, mache auch ich mich auch auf den Nachhauseweg.

Längst hat es schon wieder angefangen zu schneien und lässt alles um mich herum weiß werden. Langsam stapfe ich durch den immer höher werdenden Schnee und dabei gehen mir folgende Worte immer wieder durch den Kopf.

„Hat es sich deshalb so gut angefühlt?“

*-*-*

Dienstag

 

Am nächsten Morgen werde ich von meiner Mutter geweckt.

„Schatz steh mal auf und schau aus dem Fenster“, ruft sie.

„Nur noch fünf Minuten“, brumme ich in mein Kopfkissen.

Doch meine Mutter steht bereits bei mir im Zimmer und zieht die Jalousie

hoch und mir die Bettdecke weg.

„Mum, ich hab nichts an“, kreische ich.

„Denkst du ich hätte sowas noch nie gesehen. Außerdem bist du schließlich mein Sohn!“, schimpft sie.

Sicher bin ich das, aber irgendwo will man ja auch seine Privatsphäre haben. Dennoch hat sie erreicht was sie wollte und ich schlüpfe schnell in meine Jogginghose und gehe zu ihr ans Fenster.

Draußen ist alles weiß und voller Schnee, aber nicht nur ein bisschen, nein, Meterhoch.

„Boah“, rutscht es mir raus.

„Heute ist Schulfrei! Die Busse fahren nicht und die Arbeit fällt auch aus. Auf den Straßen geht nichts mehr“, erzählt mir meiner Mutter nun.

„Na super!“, grummel ich, „und dann weckst du mich.“

„Klar, bevor du mir nachher nicht geglaubt hättest. Es ist so mild draußen, das es bis zum Nachmittag bestimmt alles wieder weg ist und du Langschläfer hättest von alle dem nichts mitbekommen“, erklärt mir meine Mutter und verlässt dabei mein Zimmer.

„Ach ja, wenn du magst, da sind noch Aufbackbrötchen. Ich gehe jetzt wieder zu deinem Vater ins Bett“, kommt es noch, bevor sie mir die Zunge raus streckt und die Tür hinter sich schließt.

Klasse, nun bin ich wach. Ich lege mich wieder aufs Bett und frage mich ob schon jemand von meinen Freunden wach ist, als mein Handy eine SMS meldet.

Es ist Fynn, was mir sofort ein Lächeln aufs Gesicht zaubert.

*Kommst du mit raus? Schneeballschlacht?*

Schnell schicke ich eine Antwort.

*Na klar!*

Den Gedanken dass der Schnee zu hoch sein könnte, verdränge ich schnell und begebe mich ins Bad. Nach einer heißen Dusche und einen schnellen Brötchen, schäle ich mich in wetterfeste Kleidung.

Dann schreibe ich noch schnell einen Zettel und schleiche mich aus dem Haus. Tatsächlich versacke ich bis zu den Kniekehlen, was das Laufen recht schwierig erscheinen lässt.

Ich brauche länger als sonst zum üblichen Treffpunkt und bin zwischendurch drauf und dran, einfach abzusagen und wieder in mein gemütliches Bett zu hüpfen.

Doch schon von weitem sehe ich Fynn, der mit einem alten Schlitten mir zuwinkend entgegen kommt. Er strahlt mich an und seine Wangen sind vor Kälte noch viel röter als sonst.

Seine Hände reibt er wärmend aneinander und versucht seine kalten Finger zu wärmen.

„Hey“, begrüßt er mich.

„Hey,“ antworte auch ich.

„Gib mal er“, füge ich noch hinzu und lege seine Hände in die Meinen, um sie zu wärmen.

Sanft reibe ich sie zwischen meinen Händen, die von schützenden Handschuhen umgeben sind.

„Geht es?“, frage ich Fynn und schaue ihm dabei direkt in die Augen.

Für einen Moment vergesse ich alles um mich herum und als würden meine Lippen sich selbstständig machen bewegen sie sich auf Fynns zu. Doch dazu kommt es nicht, da wir von einem Klatschen unterbrochen werden.

Um uns herum tauchen viele unserer Freunde und Mitschüler auf, die anscheinend genau wie wir, von unseren Eltern früh geweckt wurden und nun im Schnee toben wollen – Das lässt einem nochmal Kind werden!

„Küssen… Küssen… Küssen…“, kommt es im Chor.

Als ich Fynns Blick wieder fange, strahlt dieser regelrecht und so ziehe ich ihn zaghaft an seinen Händen näher an mich heran, um ihn zu küssen.

Sobald sich unsere Lippen berühren, verschmelzen sie ineinander zu einem endlos erscheinenden intensiven Kuss, begleitet von einem tobenden Beifall.

Kaum aber haben sich unsere Lippen voneinander getrennt, fliegt schon der erste Schneeball und darauf noch viele weitere. Den Rest des Tages verbringen wir damit uns im Schnee auszutoben, bis er fast weggetaut ist.

*-*-*

Mittwoch

 

Am Nächsten Morgen ist der Schnee fast weggetaut, so wie meine Mutter es vorhergesagt hatte – Was wieder heißt, dass wieder Schule ist. Der Tag verläuft ähnlich wie am Montag, nur dass es sehr viel ruhiger ist.

Keine blöden Sprüche hört man, noch nicht einmal getuschelt wird. Dieses Mal nehme ich Fynns Hand, als wir aus dem Bus aussteigen, doch nichts passiert.

Aber das merkwürdigste an der ganzen Sache ist, dass ich mich gut dabei fühle und auch mein Freund neben mir scheint sich wohl zu fühlen, da er strahlt.

In unserem Klassenzimmer herrscht schon Betrieb und als wir es betreten ist eine komische Stille zu vernehmen. Erst als ich mich auf meinen Platz gesetzt habe, sehe ich mit großen Buchstaben an der Tafel stehen. Andi + Fynn und umrandet ist es mit einem großen, roten Herz.

Normalerweise hätte mich das sehr geärgert, aber ich bleibe ruhig. Meine Gedanken sind bei heute Nachmittag, da werde ich mit meiner Mutter in die Stadt fahren und Fynn sein Geschenk kaufen.

Unsere Mitschüler nehmen unsere Beziehung sonst so hin, sogar die Lehrer sagen nichts dazu. Ich denke in der heutigen Zeit ist es einfacher offen schwul oder bisexuell zu leben, als wie vor fünf oder zehn Jahren.

Auch wenn es bei uns nur eine Wette ist, die gewonnen werden muss!

*-*-*

Am Nachmittag kaufe ich ein Buch für Fynn, von dem ich mir sicher bin, dass es ihm gefällt. Kurz darauf telefoniere ich mit meinem Freund, der den Rest des Tages damit verbringen muss, auf seine zwei jüngeren Geschwister aufzupassen.

„Na, sind die Kleinen sehr anstrengend?“, begrüße ich Fynn.

„Ach es geht wohl. Ich kenne das ja schon“, kommt es etwas zurückhaltend von ihm.

„Ist alles okay?“, will ich wissen, „war es in Ordnung für dich mit dem Händchenhalten in der Schule?“

„Warum fragst du mich das denn immer? Es ist alles okay, sonst würde ich das sagen“, brummt Fynn und ich höre Gekreische im Hintergrund.

„Tut mir Leid, ich muss jetzt auflegen! Wir sehen uns morgen in der Schule“, höre ich ihn noch sagen, bevor ein Tuten das Gespräch beendet.

Ich konnte mich noch nicht einmal verabschieden.

*-*-*

Donnerstag

Heute ist der 22. Dezember und somit der letzte Schultag vor den Winterferien. Wir haben Geld eingesammelt und wollen heute frühstücken.

Als Klassensprecher übernehme ich den Einkauf mit zwei Helfern.

Leider ist Fynn nicht mit dabei, wobei ich gerne gewusst hätte was gestern los war. Im Bus setzt er sich ganz nach vorne und da wir man gerade eben noch den Bus erreichen und es sehr voll ist, bleibt mir nichts anderes übrig, als in der Mitte stehen zu bleiben.

Erst als wir bei der Schule ankommen, gelingt es mir meinen Freund zu begrüßen.

„Hey“, sage ich und gebe ihm einen kleinen Kuss auf den Mund.

„Hey, da habt ihr ja jede Menge eingekauft“, lächelt Fynn mich an und zeigt auf die Tüten, die ich trage.

„Ja, schließlich muss für jeden was dabei sein“, gebe ich zurück.

„Stimmt, jeder hat einen anderen Geschmack“, kommt es von meinem Freund und er wendet sich ab, um Richtung Schule zu gehen.

Ich begleite ihn und bemerke, dass etwas nicht stimmt.

„Was war denn gestern los?“, frage ich erst einmal nach.

„Gestern?“, schaut Fynn mich fragend an.

„Ja, du hast so schnell aufgelegt. Ich konnte noch nicht mal mehr tschüss sagen“, erkläre ich.

„Ach so… ja… Tut mir Leid… Die Beiden waren so anstrengend, haben sich nur gestritten“, sagt Fynn stockend und ich merke wie schwer er sich damit tut.

„Das muss dir doch nicht Leid tun. Ich habe mir nur Sorgen gemacht“, versuche ich ihn zu beruhigen und nehme ihn etwas in den Arm.

Für einen Moment sind wir uns ganz nah und ich bin versucht ihn einfach zu küssen, als es plötzlich zur Stunde läutet. Die Doppelstunde verbringen wir also getrennt sitzend mit frühstücken.

Draußen merkt man, dass sich etwas zusammen braut. Es scheint, als wäre es die Ruhe vorm dem Sturm, weshalb auch nach der Stunde die ganze Schule nach Hause geschickt wird.

Die Busfahrt über sitzen Fynn und ich auch ruhig nebeneinander, vielleicht weil wir uns belauscht vorkommen. Erst als wir aussteigen finden wir unsere Worte wieder.

„Sehen wir uns die Feiertage über?“, frage ich Fynn.

„Gerne. Wir können ja nochmal telefonieren, wenn du magst“, antwortet dieser.

„Gut dann mal ab nach Hause, es wird schon langsam ungemütlich“, sage ich und nehme meinen Freund in die Arme.

Dann drückt er mir einen dicken Kuss auf den Mund, bevor er mit einem Lächeln auf den Lippen seinen Weg geht. Heute warte ich nicht bis Fynn an der Ecke ist, sondern gehe auch direkt los, da es schon sehr windig geworden ist.

Kurz bevor ich Zuhause an komme, erhalte ich eine SMS von meinem Freund.

*Bin gut angekommen. Kuss Fynn.*

Auch ich schicke ihm eine beruhigende Nachricht zurück, bevor meine Mutter mich in Vorbereitungen gegen den bevorstehenden Schneesturm einspannt.

*Ich auch. HDL, Kuss Andi.*

*-*-*

Durch den ganzen Stress, komme ich erst am Abend nach dem Abendbrot  dazu Fynn anzurufen.

„Na, alles klar bei euch?“, begrüße ich ihn.

„Ja, alles Sturmfest gemacht!“, lacht er.

„Wir auch. Oder wohl besser gesagt, ich auch“, sage ich zu meinen Freund.

„Was? Du bist auch Sturmfest?“, höre ich Fynn kichern, „dann kannst du ja her kommen zu mir.“

Ich kann mir mein Lachen auch nicht verkneifen.

„Wieso hast du schon Sehnsucht nach mir?“

Doch anstatt einer Antwort folgt eine unangenehme Stille.

„Fynn? Bist du noch da?“, will ich nach einer Weile wissen.

„Ja“, kommt es kurz und knapp als Antwort.

„Hmmm… Ja – du hast Sehnsucht oder Ja – du bist noch da?“, frage ich ganz frech nach.

„Beides“, kommt es kleinlaut vom anderen Ende der Leitung und ich merke wie mir mollig warm ums Herz wird.

„Ich habe auch Sehnsucht nach dir“, sage ich zu Fynn.

Doch plötzlich höre ich nur noch ein Rauschen in der Leitung und als ich erneut Fynns Nummer wähle sagt mir eine Stimme, dass eine Verbindungsstörung vorliegt.

Was aber auch kein Wunder ist, da Draußen der Sturm bereits im vollen Gange ist.

*-*-*

 

Freitag

 

Ich verbringe den Tag damit mein Zimmer aufzuräumen und Fynns Geschenk einzupacken. Der Strom ist nur Teilweise da, weshalb wir so wenig wie möglich in Anspruch nehmen dürfen.

Was heißt, dass der Fernseher nur zu den Nachrichten kurz angeschaltet wird und Kerzen das Licht ersetzen. Draußen ist es den ganzen Tag über Finster und der Wind tobt, als wolle er alles was nicht festgemacht wurde, weit wegtragen.

Erst am Abend als sich der Sturm beruhigt hat, versuche ich mein Glück und sende eine SMS an Fynn.

*Hoffe es geht euch gut. Morgen soll es wieder besser sein. Deshalb würde ich am späten Abend gerne zu dir kommen.*

Weil keine Antwort kommt, mache ich mich Bettfertig und lege mich schlafen. Erst ganz spät nachts höre ich mein Handy. Im Halbschlaf greife ich danach und öffne die Antwort.

 

*Okay, bin dann zu Hause!*

 

*-*-*

Samstag (Heilig Abend)

 

Als ich am Morgen die Augen aufschlage, scheint die Sonne herein und färbt alles in einen warmen orange ein. Der Blick aus dem Fenster bestätigt mir, dass der Sturm sich beruhigt hat. Auch wenn alles Schneeweiß ist, sieht man wie er gewütet hat.

Schnell gehe ich ins Bad, mache mich frisch und ziehe mich an. Es ist viel aufzuräumen und der Baum muss auch noch geschmückt werden. Meine Mutter teilt noch beim Frühstück jeden seine Arbeit zu, so dass der Tag wie im Flug vergeht.

Traditionell gibt es Kartoffelsalat mit Würstchen zum Abendbrot und die Geschenke sind keine Überraschung mehr für mich. Neben Geld liegen noch Süßigkeiten und ein paar Anziehsachen, die ich mir selber ausgesucht habe, unterm Baum.

Ich denke Weihnachten ist meist nur noch was für kleine Kinder in Sachen Geschenke richtig toll oder vielleicht bin ich auch ein Weihnachtsmuffel.

Gegen zwanzig Uhr lasse ich meine Eltern alleine unten und packe meinen Rucksack für den Besuch bei Fynn. Dann gehe ich noch schnell unter die Dusche, bevor ich mich dick einpacke und meiner Mutter Bescheid gebe, dass ich noch Weg gehe.

Draußen ist es bereits dunkel, aber der Mond leuchtet hell und eine Sternenklare Nacht zeigt mir den Weg. Der Schnee knirscht unter meinen Füßen und bei jedem Schritt steigt die Vorfreude auf Fynns Gesicht, wenn er sein Geschenk auspackt.

Oder ist es weil wir uns gestern nicht gesehen haben? Vielleicht auch weil seine lieben Worte immer noch in meinem Ohr hallen? Den Weg bringe ich schnell hinter mir und endlich drücke ich auf die Klingel wo Fynn mit seinen Eltern wohnt.

Einer seine Brüder, der mich bereits kennt, öffnet mir die Tür.

„Hallo“, begrüßt er mich, „Fynn ist oben in seinem Zimmer.“

„Hi. Gut, dann geh ich mal rauf“, antworte ich und husche ins Haus rein.

Drinnen steigt mir der Duft von Lebkuchen und Tanne in die Nase. Schnell steige ich die Treppe hinauf, nehme zwei Stufen auf einmal, so eilig habe ich es.

Oben im Flur nehme ich noch meine Mütze ab und riskiere einen prüfenden Blick in den Spiegel, der im kleinen Flur hängt. Meine Hände wische ich an meiner Hose ab, da sie ganz feucht sind vor Aufregung, bevor ich an Fynns Zimmertür klopfe.

Ich spüre wie mein Herz mir bis zum Halse schlägt, als ich langsam mit zitternden Händen die Tür öffne. Das ganze Zimmer ist mit Tannenzweigen geschmückt und überall stehen brennende Kerzen herum. Leise Musik läuft und mein Freund sitzt auf seinem Bett und strahlt mich mit seinen wunderschönen blauen Augen an.

 

„Hey, da bist du ja endlich“, kommt es von Fynn, „der Tag wollte und wollte nicht vergehen.“

„Ja. Aber nun ist es ja Abend und ich bin da“, sage ich zu ihm, während ich ins Zimmer reingehe und die Tür hinter mir schließe. Aus reinem Reflex drehe ich den Schlüssel um, da wir sonst ständig von einem seiner Geschwister gestört werden würden.

Dann gehe ich rüber zum Bett, nehme meinen Rucksack ab und ziehe meine Jacke aus.

„Willst du hier einziehen?“, will mein Freund von mir wissen und zeigt auf meinen voll bepackten Rucksack.

Ich muss lachen und schüttle kräftig mit dem Kopf. Dann nehme ich direkt neben Fynn platz, so dass sich aus versehen unsere Knie berühren und öffne meinen Rucksack, um das Geschenk herauszuholen.

Zwei blaue Augen neben mir leuchten vor Freude, als ich es ihnen überreiche.

„Bitte. Das ist für dich, ich hoffe es gefällt dir“, sage ich.

Ein angenehmes Rascheln folgt und ein strahlendes Gesicht, bevor mich zwei zarte Arme umschlingen.

„Danke, das ist super. Genau das Buch wollte ich schon die ganze Zeit haben“, platzt es aus Fynn raus, während er mich kräftig drückt.

Diese angenehme Wärme tut verdammt gut, nach der Kälte die Draußen herrscht und so lasse ich es mir nur zu gerne gefallen. Doch leider löst Fynn sich viel zu schnell mit einem Seufzen von mir und schaut betrübt zu Boden.

„Was ist denn los?“, will ich auch gleich wissen, „stimmt irgendetwas nicht?“

Hätte ich ihm vielleicht doch kein Geschenk machen sollen?

„Ich…“, stottert Fynn.

Nun sag doch schon was los ist! Du machst mich ja ganz verrückt.

„Also, ich…“, setzt er erneut an.

„Wenn du das Buch doch nicht möchtest, dann tauschen wir es um“, räume ich ein.

Schließlich habe ich vorsichtshalber den Kassenbon aufbewahrt.

„Das ist es nicht“, kommt es nun von meinem Gegenüber.

„Was denn dann?“, frage ich nun direkt nach.

„Ich… Ich habe gar kein Geschenk für dich“, seufzt Fynn nun.

Ach das ist sein Problem.

„Aber das macht doch nichts. Ich habe es dir geschenkt, weil ich dir gerne etwas schenken wollte und nicht weil ich auch ein Geschenk erwartet habe“, versuche ich Fynn zu erklären, wobei ich meine Hand an sein Kinn lege, um seinen Kopf anzuheben, so dass er mich ansehen muss.

Tränen haben sich in seinen schönen Augen gebildet und als er mir nun ins Gesicht schauen muss, laufen sie über seine Wangen und hinterlassen kleine Spuren auf seiner Porzellanhaut.

„Hey“, sage ich und nehme meinen Freund in die Arme.

„Ich hätte dir auch so gerne was gekauft“, schluchzt dieser und drückt sein Gesicht in meine Hals beuge.

„Das weiß ich doch“, zwinge ich mich zu sagen und merke, dass sich ein Kloß in meinem Hals gebildet hat. Schließlich bin ich mir durchaus bewusst darüber, dass Fynn gar nicht das Geld dazu hätte mir ein Geschenk zu kaufen. Aber wie sagt man immer so schön, der Wille zählt!

Langsam lasse ich mich zurück fallen und werde von weichen Kissen aufgefangen. Mein Freund liegt nun halb auf mir und krallt sich regelrecht an mir fest, wobei ich seine nassen Tränen ganz genau am Hals spüre. Vorsichtig fahre ich mit einer Hand durch seine Haare und merke wie er sich allmählich beruhigt.

Dann legt er seinen Kopf seitlich auf meine Brust ab und fängt an mit einem Finger kleine Kreise über meinen weichen Pulli zu ziehen.

„Dabei hätte ich gar nicht gewusst was ich dir kaufen sollte“, kommt es plötzlich von Fynn und ich kann nicht anders als pustend loszulachen.

Erst schaut mich mein Freund verwundert an, doch dann muss auch er lachen. Wir fangen an uns auf dem Bett hin und her zu rollen und als wir zum Stillstand kommen, liegt Fynn unten.

Seine Augen sind leicht gerötet vom weinen und eine kleine Träne wische ich mit meinem Zeigefinger weg, als Fynn meine Hand nimmt und genau diesen Finger in seinen Mund steckt.

Er fängt an daran zu saufen und zu lecken, so dass mir die Schamröte ins Gesicht steigt. Es ist nur eine kleine Geste, die so viel in mir bewirkt – Aber vor allem in meiner Hose.

Nun zieht Fynn meinen Finger langsam aus seinem Mund raus und knabbert nur an der Spitze ein wenig. Das gibt mir den Rest! Ich entreiße ihm meinen Finger und drücke meine Lippen auf die seinen, bevor ich mich wieder etwas zügle, um mit meiner Zunge in seine Mundhöhle einzutauchen.

Liebevoll, ja geradezu zaghaft erwidert mein Freund den Kuss, aber dennoch wohl wollend. Denn seine Hände haben ihren Weg bereits unter meinen Pulli, auf meine nackte Haut gefunden und führen geradezu quälende Streicheileinheiten durch.

Meine Zunge beginnt ein neckendes Spiel mit Fynns, während auch ich meinen Händen einen Abstecher unter dessen Hemd gestatte. Warm und weich ist seine Haut, fast wie Seide, so dass ich gar nicht genug von ihr bekommen kann.

Nur ab und zu genehmige ich meinem Freund, etwas Luft zu schnappen, zwischen der Küsserei. Denn dann wandert mein Mund seinen Hals auf und ab, wobei ich seinen Geruch tief einatme und ihm meine Markierung in Form von kleinen Malen aufdrücke.

Meins… alles meins! Unterdessen wandert meine Hand unter seinem Hemd zwischen der linken und rechten Brustwarze hin und her. Neckt die eine, trist die anderen und kneift auch mal hinein.

Fynn windet sich vor Lust unter mir und gibt ab und an ein leises Stöhnen von sich, was mir ein Schmunzeln aufs Gesicht zaubert. Auch er ist sichtlich erregt, wie es die Abzeichnung seiner Hose deutlich zeigt. Immer wieder stößt meine Härte an seine und reibt mit leichtem Druck darüber.

Für einen kleinen Moment halte ich inne, schaue Fynn direkt in die Augen und vergewissere mich dass es okay ist, was wir hier tun. Ich muss einfach wissen, ob er es genauso möchte wie ich.

Er lächelt liebevoll und legt seine Hand in meinen Nacken, um mich wieder zu sich runter zu ziehen, für einen erneuten Kuss. Nur allzu gerne erwidere ich diesen und lasse dabei meine Hand etwas tiefer gleiten, so dass sie Fynns Hosenbund erreicht.

Ich hätte nie gedacht, dass mich ein anderer Mann so erregen könnte. Noch einmal halte ich inne, um das störende Hemd aufzuknöpfen und die darunter verborgene Haut mit feuchten Spuren zu übersehen.

Fynns Hand krallt sich in meinen Haaren fest und dirigiert mich immer weiter runter. Spielerisch umkreise ich seinen Bauchnabel mit der Zunge, bevor ich sie hinein gleiten lassen.

Währenddessen öffne ich den Gürtel, sowie den Knopf und Reizschluss seiner Hose. Seine Erregung springt mich geradezu an, auch wenn sie noch von der Unterhose verpackt ist.

Langsam wird es auch mir zu eng untenherum, weshalb ich auch meiner Härte Luft verschaffe. Jetzt wo die Hosen offen sind, ist der Kontakt zwischen unseren Steifen viel intimer, auch wenn jeweils ein dünner Stoff sie trennt.

Es erregt mich viel mehr als vorher und die Küsse werden auch stürmischer. Wie in Trance reiben wir uns rhythmisch aneinander. Kurz löse ich mich von Fynn, um uns von den störenden Hosen zu befreien.

Er zieht noch sein Hemd aus und mir ist es auch längst viel zu warm unter meinem Pulli. Kaum ist das geschehen, küssen wir uns wieder. Jetzt trennt uns nur noch der zarte Stoff unserer Unterhosen voneinander, wobei bei dem Gereibe auch ab und an, die Spitze unserer Erektionen nach Luft schnappt.

Während ich abermals meine Bahnen an Fynns Hals ziehe, spüre ich seine Lippen an meinem Ohr, wie sie zärtlich daran knibbeln. Ich lasse das gerne zu und schicke meine Hand zwischen uns runter, um unsere Shorts beiseite zu schieben.

Ich nehme unsere Härten in die Hand und drücke sie aneinander. Langsam bewege ich sie auf und ab, wobei ich erst jetzt merke wie erregt wir eigentlich schon sind.

Fynn lässt von meinem Ohr ab und verwickelt mich wieder in einen leidenschaftlichen Kuss, der viel süßer als Schokolade schmeckt und das Finale unseres Liebesspiels herbei läutet.

Wir ergießen uns gleichzeitig zwischen unseren aufgeheizten Körpern, bevor wir keuchend den Kuss beenden, um nach Luft zu schnappen. Dann kuscheln wir uns ohne ein Wort aneinander und schlafen auch schon bald ein.

*-*-*

Sonntag

 

Am Nächsten Morgen werden wir von meinem Handy geweckt, dass laut vor sich hin klingelt. Im ersten Moment will ich gar nicht ran gehen, doch da es keine Ruhe gibt, gebe ich dann doch nach.

„Ja“, brumme ich.

„Guten Morgen“, begrüßt mich Norman am anderen Ende der Leitung.

„Morgen“, quietsche ich, da ich mir nicht sicher bin, ob der Morgen wirklich gut ist. Schließlich wurde ich meiner Meinung nach viel zu früh geweckt.

„Wie sieht es denn aus bei dir? Oder sollte ich besser euch sagen?“, will mein Gesprächspartner von mir wissen.

Allerdings lässt er mir keine Zeit zum Antworten, sonder fährt weiter fort.

„Wie es mir scheint, hast du die Wette sehr ernst genommen. Ich war gerade bei dir zu Hause und deine Mutter sagte mir, dass du die Nacht über nicht da warst.“

Ich kann ganz genau den Unterton in Normans Stimme hören. Einerseits scheint er sich zu ärgern, dass er die Wette verloren hat, aber andererseits meint er auch mich damit aufziehen zu müssen.

„Stimmt“, antworte ich ihm, „ich habe bei Fynn übernachte. Aber was ist denn schon dabei? Hast du noch nie bei einem Freund übernachtet? Außerdem waren wir bis gestern ja auch noch ein Paar!“, betone ich meine Aussage.

Ich bekomme mit, dass Fynn aufsteht, seine Sachen nimmt und das Zimmer verlässt, vermutlich will er ins Bad. Als ich die Decke wegschlage, um nach meinen Klamotten zu suchen, sehe ich auf meinem Bauch die Spuren von letzter Nacht.

Ich erinnere mich nur zu gut daran, was gestern war.

„Dann hast du wohl die Wette gewonnen“, höre ich Norman noch sagen, „ich bin gleich bei Fynn und gebe dir das Geld. Wettschulden sind schließlich Ehrenschulden.“

Anschließend folgt ein Tuten und auch ich lege auf. Schnell suche ich meine Sachen beisammen und ziehe mich erst mal an. Danach gehe ich zum Badezimmer und klopfe an die Tür, weil ich mich ja auch etwas frisch machen will.

Als jedoch keine Antwort kommt, gehe ich hinein. Fynn ist nicht da, er scheint wohl runter gegangen zu sein und so erledige ich meine Katzenwäsche.

Nur kurze Zeit später klingelt es an der Tür. Ich vermute dass Norman das ist und gehe in den Flur, um bei der Treppe auch schon auf Besagten zu treffen.

„Hey“, begrüßt er mich, „hier das Geld.“

„Danke“, sage ich, nehme das Geld entgegen und stecke es in meine Hosentasche.

„Sag mal was ist denn mit Fynn los?“, will Norman noch von mir wissen.

„Wieso, was soll denn mit ihm los sein?“, frage ich zurück.

„Der kam mir gerade fix und fertig entgegen. Hat mich fast umgerannt“, kommt es noch von Norman, während er die Treppe bereits wieder runtergeht.

Ich stocke und grüble was ich verkehrt gemacht haben könnte, als es bei mir klick macht. Wie kann man nur so ein Idiot sein? Schnell stürme ich ins Zimmer, schnappe meine Jacke und renne aus dem Haus.

Ausversehen remple ich Norman um, was mir nun aber auch mehr als gleichgültig ist. Das einzige was ich im Kopf habe, ist, dass ich Fynn finden muss.

Aber wo soll ich suchen? Weit kann er eigentlich noch nicht sein. Etwas verwirrt schaue ich mich um, als mir auffällt, dass noch nicht viele Fußspuren im Schnee zu sehen sind.

Norman kam von links, da er ja sagte, er war bei mir zu Hause und meine Spuren sehe ich auch. Mein Blick fällt nach rechts, wo alles noch schneeweiß und unberührt scheint. Also muss Fynn geradeaus über die Straße gegangen sein, schließe ich daraus und renne schnell rüber, nachdem ich geschaut habe, ob auch kein Auto kommt.

Wieder schaue ich nach links und rechts, aber alles bis auf ein paar Spuren von einem Vogel ist unberührt. Er muss geradeaus durch die Hinterhöfe gegangen sein, wie wir es öfters machen.

Tatsächlich sehe ich, nach kurzem Suchen, seine Spuren im Schnee und beeile mich, ihnen zu folgen.

Nach ein paar Häusern meine ich Fynn zu sehen, der weiter vorne vor sich hin schlendert und den Schnee mit seinem Fuß tritt, so dass kleine Flocken nach oben schießen.

Erst will ich nach ihm rufen, entschließe mich dann aber doch es nicht zu tun. Vielleicht würde er wegrennen. Da er ziemlich langsam läuft, habe ich ihn schnell eingeholt und packe ihn an einer Schulter, um ihn zu mir umzudrehen.

Dicke Tränen laufen über seine Wangen und seine Nase läuft. Verzweifelt krame ich nach einem Taschentuch, dass ich ihm reiche. Fynn schnäuzt sich erst einmal, versucht sich zu beruhigen und aus irgendeinem Grund scheint die Zeit still zu stehen.

Es fängt wieder an zu schneien, dicke Flocken landen auf Fynns Jacke, auf seinen Haaren. Sie bleiben haften, als wären sie nicht echt. Erst nach einer ganzen Weile finde ich meine Worte wieder.

„Ich hätte das am Telefon nicht sagen dürfen“, ersuche ich den Anfang zu machen.

„Wieso? Du hast doch nur die Wahrheit gesagt“, kommt es von meinem Gegenüber.

„Okay, dann erkläre mir, warum du gerade weggelaufen bist und nun hier stehst zu weinen“, fordere ich Fynn auf.

„Vielleicht hatte ich ja etwas im Auge“, versucht der sich auszureden.

Gut, wenn er nicht will.

Ich krame nach dem Geld und reiche es Fynn.

„Hier. Nimm es. Es gehört dir!“, sage ich zu ihm.

„Willst du mich jetzt etwa dafür bezahlen, was gestern war?“, schreit dieser mich an.

Er schlägt das Geld aus meiner Hand, so dass es vom Wind umher gewirbelt wird.

„Spinnst du?“, will ich nun etwas lautstark von ihm wissen.

Doch bei Fynn laufen schon wieder die Tränen und ich krame erneut nach einem Taschentuch, was ich ihm anschließend reiche. Doch als ich ihn in die Arme nehmen will, schubst er mich weg, so dass ich im Schnee auf meinen Hintern lande.

„Was soll das denn nun?“, frage ich gereizt.

„Ich bin dir doch völlig egal“, schluchzt Fynn, „denkst du ich habe mit jedem einfach mal eben so Sex?“

„Nein“, antworte ich, „Das denke ich nicht.“

Dann versuche ich aufzustehen, was sich sehr schwierig erweist, so dass ich erneut auf dem Hintern lande.

„Mist“, fluche ich und haue mit der Faust in den Schnee.

„Willst du wirklich wissen, was ich denke?“, fahre ich dann fort, warte aber Fynns Antwort nicht ab, „ich denke, dass ich die Wette nie eingegangen wäre, wenn ich dich nicht mögen würde. Außerdem hätte ich das Geld vielleicht nie annehmen sollen, da es schon seit Mitte der Woche keine Wette mehr war, sondern eine richtige Beziehung.“

Kaum habe ich diese Worte ausgesprochen, fällt Fynn mir in die Arme und wir küssen uns leidenschaftlich.

„Ich hatte solche Angst, dass du nicht genauso fühlst wie ich“, kommt es von ihm, nachdem wir uns voneinander gelöst haben und endlich aufgestanden sind.

„Glaubst du, ich verliebe mich alle Nase lang in einen jungen Typen?“, lache ich meinen Freund an.

„Wohl kaum“, erwidert dieser, „aber ich auch nicht.“

Dann sammeln wir noch schnell das Geld ein, dass wir uns schließlich verdient haben, bevor wir zu Fynn nach Hause gehen, um uns aufzuwärmen und unsere nassen Sachen auszuziehen.

Was als Wette begann, endet mit dem schönsten Weihnachtsgeschenk, dass ich je bekommen habe… bis jetzt zumindest.

 

 

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